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50 lines in touch, 2015, Detailansicht

Sabine Jacobs – Raumzeichnungen und ihr Verweischarakter

Sabine Jacobs gestaltet aus Papier und Draht filigrane Objekte, deren komplexe Organische Formen sich aus genauer Beobachtung der Natur ergeben. Manche Gebilde erinnern an Pflanzen mit ihren Blüten oder Früchten, andere an Getier, wie Vögel und Insekten. Durch Biegungen und Verknotungen von Drähten wird die Grundstruktur der Plastiken gebildet, die mit transparenten und mit Öllasur eingefärbten Seidenpapieren umspannt werden. In mehreren Schichten Übereinander gelegt ergeben sich unterschiedlich kompakte Papierdichten. Die ästhetische Erscheinung der Skulpturen ergibt sich aus einem langen Prozess Gestaltens und Wachsens. Durch die Feuchtigkeit des Papiers korrodieren die Drähte, und der Rost zieht in malerischer Unregelmäßigkeit in das Papier und unterstreicht den auf Natur anspielenden Charakter der Objekte.

Sabine Jacobs versteht ihre feinen Drahtformungen als Zeichnungen im Raum. Die Drahtlinien erweisen sich dabei als Konturen, die die Formen fixieren. Diesen „Raumzeichnungen“ gehen auch zweidimensionale Zeichnungen voraus, die zumeist in malerisch wirkender Mischtechnik ausgeführt sind. Sie entstehen im Atelier, setzen sich aber mit einzelnen in der Natur vorgefundenen Dingen auseinander die als Inspirationsquelle auf dem Zeichentisch liegen können: Holzstücke, Blüten, Steine. Aber auch Bäume und die Buchenhecken in Ihrer unmittelbaren Umgebung sowie Kleingetier werden künstlerisch verarbeitet und zu neuen organischen, naturhaften Strukturen weiter entwickelt. Im Prozess des Zeichnens eignet sich Sabine Jacobs die Natur an, ohne diese jedoch abzubilden. Sabine Jacobs bringt vielmehr selbst „Natur“ hervor, die zu Assoziationen einlädt.

Diese Arbeiten lassen über die Anspielung auf die Pflanzen- Tierwelt weitere, jenseits dieser Ebene liegende Themen sichtbar werden: Vergänglichkeit, Zerbrechlichkeit, Wachstum, Geschwindigkeit, Zeit, Balance. In dieser Sinnschicht zeigt sich, dass der Mensch in den Kosmos der Arbeiten von Sabine Jacobs eingebunden ist, betreffen diese Themen doch auch seine Existenz. So zeichnen sich die in ihrer Feingliedrigkeit und naturhaften Farbästhetik poetischen Skulpturen und Objekte durch einen Verweischarakter und einen Symbolgehalt aus, die auf den Prozess des Lebens, das Wachsen und Vergehen zielen. (D.P. – 2013)

Urheberrechte: Dagmar Preising © Dr. Dagmar Preising und Sabine Jacobs

© Sabine Jacobs / Mitglied bei VG Bild – Kunst